Von Limburg bis Java: Die Geschichte von Professor Dubois
Stell dir vor: Ein Junge aus Eijsden, der Fossilien entlang der Maas sammelt, wird zu dem Mann, der die Welt verändern sollte. Eugène Dubois, geboren am 28. Januar 1858, war kein gewöhnlicher Wissenschaftler, er war ein Visionär, der sein sicheres Leben in den Niederlanden aufgab, um eine Mission zu verfolgen, die viele für Wahnsinn hielten.
Im Jahr 1887 lehnte Dubois eine attraktive Stelle als anatomischer Forscher ab und ging stattdessen als einfacher Militärarzt nach Niederländisch-Indien. Sein Ziel? Das Finden des 'fehlenden Glieds' zwischen Affe und Mensch, etwas, wonach die gesamte Wissenschaftswelt suchte. Er suchte dort, wo niemand sonst gesucht hatte: in Asien.
Die Entdeckung, die alles veränderte
Zwischen 1891 und 1892 grub Dubois in der Nähe von Trinil auf Java. Und dann geschah das Unvorstellbare: Zwischen Tausenden von fossilen Knochen fand er eine Schädeldecke, einen Oberschenkelknochen und Zähne eines Wesens, das weder ganz Affe noch ganz Mensch war. Er nannte es Pithecanthropus erectus, den aufrecht gehenden Affenmenschen.
Die Welt war elektrisiert. Endlich gab es Beweise für Darwins Evolutionstheorie! Der 'Javamensch' wurde zur Weltsensation. Doch statt Ruhm erhielt Dubois von seinen Kollegen vor allem Kritik und Zweifel.
Landgut De Bedelaar
Ab 1902 richtete Dubois seine Aufmerksamkeit auf Limburg. Die Tongruben bei Tegelen enthielten Fossilien aus dem Pliozän, zwei Millionen Jahre alt. Auf dem Landgut De Bedelaar wollte er etwas Außergewöhnliches schaffen: eine Rekonstruktion der prähistorischen Landschaft. Zudem baute er zwei Türme, den Fledermausturm und den Eulenturm. Diese waren keine Laune: Dubois wollte Fledermäuse und Eulen anlocken, um Insekten und Nagetiere auf natürliche Weise zu bekämpfen. Lange bevor es den Begriff 'Ökologie' gab, praktizierte er eine Form biologischer Landwirtschaft, die ihrer Zeit weit voraus war.
Die Sammlung
Im Laufe der Jahre wuchs Dubois’ Sammlung auf 40.000 Objekte an. Nach seinem Tod gelangte sie in das Naturalis-Museum in Leiden. Am 16. Dezember 1940 starb Eugène Dubois auf seinem geliebten Landgut De Bedelaar. Er wurde auf dem allgemeinen Friedhof von Venlo beigesetzt, sein Grabstein ist mit Repliken der Pithecanthropus-Fossilien geschmückt, jener Entdeckung, die ihn unsterblich machte.
Vom kolonialen Besitz zur Rückgabe
Im Jahr 2025 erhält die Geschichte eine besondere Wendung. Am 26. September beschloss die niederländische Regierung, die Dubois-Sammlung, 28.000 Fossilien, darunter die berühmte Schädeldecke und der Oberschenkelknochen von Homo erectus, an Indonesien zurückzugeben. Die Kommission für koloniale Sammlungen urteilte, dass die Fossilien in der Kolonialzeit unter Zwangsarbeit und in äußerst harten Bedingungen ausgegraben wurden. Sie hatten für die lokale Bevölkerung eine spirituelle Bedeutung. Aus moralischen wie rechtlichen Gründen gehören sie Indonesien. Damit schließt sich ein Kreis: Die Fossilien, die Dubois’ Ruhm begründeten, kehren an den Ort zurück, an dem sie Millionen Jahre verborgen lagen.

Das Landgut nach Dubois
Die Geschichte von De Bedelaar endete nicht mit Dubois’ Tod. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Turm als Zufluchtsort für Untergetauchte.
Nach dem Krieg wurde das Anwesen zu einem Erholungsheim für Angestellte der Staatsminen, später übernahmen die Schwestern von Heythuysen das Gelände (bis 1993). Danach folgten Phasen des Leerstands, eine Nutzung als Gruppenhotel und Tagungshaus. Seit 2008 dient De Bedelaar als geschützte Wohnstätte für Menschen mit u. a. psychiatrischem Hintergrund.
Besuch des Landguts
Das Landgut ist bis heute ein besonderer Ort in der Region Hart van Limburg. Der 1916 erbaute Fledermausturm ist ein nationales Denkmal, vermutlich der einzige erhaltene seiner Art in Europa. Er befindet sich auf dem Gelände von Moveoo und ist nicht frei zugänglich. Der 2011 restaurierte Eulenturm steht versteckt im Wald. Ein Teil des Landguts ist für Wanderer zugänglich.
Quellen: Stichting Eugene Dubois Historische archieven, Naturalis, Pat Shipman: The Man Who Found the Missing Link