Hexen in Roermond – spannende Geschichten
In den Jahren 1613 und 1614 wurde Roermond Schauplatz der größten Hexenprozesse in den Niederlanden – ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Stadt. Über sechzig Menschen, davon rund neunzig Prozent Frauen, wurden der Hexerei beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Die Hexenhysterie wurde stark beeinflusst durch Schriften der Dominikaner, insbesondere durch den Malleus Maleficarum (Hexenhammer) aus dem Jahr 1487 ein praktisches Handbuch für kirchliche und weltliche Gerichte. Diese Texte zeichneten sich durch einen extremen Frauenhass aus und führten dazu, dass vor allem Frauen zu Opfern von Verdacht und Verfolgung wurden.
Die Angst vor Missernten, Krankheiten und Katastrophen trieb die Gesellschaft zur Suche nach Sündenböcken und so wurde Roermond zu einem Ort der Angst und Hilflosigkeit.
Vom Hexenturm zum Rattenturm
In der Grote Kerkstraat, unweit der St.-Christoffel-Kathedrale, steht der Rattenturm, einer der wenigen erhaltenen Wehrtürme von Roermond. Der runde Eckturm stammt aus dem späten 14. Jahrhundert und war Teil der Stadtbefestigung mit insgesamt zwanzig Türmen.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Turm mehrfach Namen und Funktion. Zunächst war er als Klokkenturm oder Goldturm bekannt. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde er Hexenturm genannt, da hier Frauen inhaftiert wurden, die der Hexerei beschuldigt waren.
Im 18. Jahrhundert verfiel der Turm, und das umliegende Gelände wurde als Müllhalde genutzt, so entstand der heutige Name Rattenturm.

Der Galgenberg
Nach ihrer Verurteilung wurden die Opfer zum Galgenberg gebracht am Stadtrand, in der Nähe der heutigen Kapelle in ’t Zand. Dort wurden sie erwürgt oder lebendig verbrannt. Oft blieben ihre Leichen sichtbar hängen als abschreckendes Beispiel für die Bevölkerung. Heute erinnert ein Gedenkstein an diesem Ort an diese grausame Zeit.
Frauen im Visier
Vor allem Frauen waren von den Verfolgungen betroffen: Witwen, Kräuterfrauen, unabhängige Frauen oder einfach jene, die ein wenig anders waren als die Mehrheit. Ihr Wissen, ihr Verhalten, oder sogar ein Streit mit dem Nachbarn, konnte bereits ausreichen, um der Hexerei beschuldigt zu werden.

Echos aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart
Roermond scheut sich nicht, sich dieser grausamen Geschichte zu stellen. So wird am Rattenturm das Nationale Hexendenkmal errichtet, zum Gedenken an die Opfer und als Warnung für die Zukunft. Denn auch heute noch sind Frauen weltweit Vorurteilen, Ungleichheit und Gewalt ausgesetzt. In den Niederlanden stirbt im Durchschnitt alle acht Tage eine Frau durch Femizid. Die Geschichte der Hexen von Roermond zeigt, wie gefährlich es ist, wenn Angst und Macht dazu führen, Frauen auszuschließen und zu vernichten. Das Denkmal soll uns mahnen, wachsam zu bleiben und weiterhin für Sicherheit, Respekt und gleiche Chancen zu kämpfen.
Hexen und Geschichte entdecken
Bild Malleus Maleficarum (Hexenhammer) https://wellcomeimages.org/indexplus/obf_images/9b/44/a3099ffc223cb9f24…;
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